Brigitta Heidtmann & Claudia Reich
Betriebsgelände
Winter 2023

Ein Kreis schließt sich: Das neue Team der )PFÖRTNERLOGE( lädt das alte Team ein, eine ortsspezifische Arbeit an dem Ort zu realisieren, den sie zuvor 10 Jahre lang kuratorisch bespielt haben. Dabei gehen Brigitta Heidtmann und Claudia Reich auf ein Baugerüst ein, das zunächst als Provisorium vor dem Projektraum errichtet wurde – und die Sicht dort eine ganze Dekade versperrte. Heidtmanns und Reichs Gerüst im Innenraum wird als eine Austauschplattform verwendet.

Für die letzte Ausstellung des Jahres in der )PFÖRTNERLOGE( wurden Brigitta Heidtmann und Claudia Reich eingeladen, eine ortsspezifische Arbeit zu realisieren. Zuvor hatten Heidtmann und Reich zehn Jahre lang den Projektraum kuratiert und kehren nun in die Fabrik Heeder als Künstlerinnen zurück.

Eine prägende und etwas leidige Erfahrung aus ihrer kuratorischen Zeit war die Präsenz eines Baugerüstes vor der )PFÖRTNERLOGE(. Eigentlich als vorübergehende Sicherung angelegt, beeinträchtigte es mehrere Jahre den Ausstellungsbetrieb und verhüllte die Loge immer noch zum Zeitpunkt des neuen Projektes. Das Provisorium war zum architektonischen Bestandteil des Gebäudes geworden.

Die Arbeit von Heidtmann und Reich bezieht sich unmittelbar auf diese architektonische Situation: Sie bauen ein Gerüst sowie gerüstartige Strukturen im Inneren des Raumes auf, den sie ansonsten komplett leer hinterlassen. Das Gerüst im Innenraum korrespondiert – als modulare Plastik und minimalistisches Installations-Ready-made – mit dem Gerüst im Außenraum.

Zu dieser rein plastischen Ebene der Installation, fügen Heidtmann und Reich zwei weitere hinzu. Erstens wird das Gerüst als Instrument verwendet, um mit Hammer und Schlagstock eine Sound-Collage zu produzieren, die während der Projektpräsentation zu hören war. Die Idee war, ein totes, kaltes und hartes Material, das die zwei Künstlerinnen „verärgert“ hatte, zum Klingen zu bringen.

Auszug aus der Einführung von Emmanuel Mir
„…Mit einem Augenzwinkern und einer guten Portion Selbstironie greifen die Künstlerinnen die Absperrung der Fassade in ihrer Installation auf. Sie spielen so mit Erwartungen und Assoziationen, die den Gegenstand „Baugerüst“ üblicherweise erweckt. Denn wofür steht das? Über seinen praktischen Nutzen hinaus ist ein Gerüst das Symbol von Wandel, Umbau, Transformation und Aufbruch. Steht irgendwo ein Gerüst im Stadtbild, deutet sich eine Erneuerung an. Es herrscht Betrieb. Vielleicht findet sogar ein tiefer, allumfassender gesellschaftlicher Umbruch statt? Vielleicht wird etwas errichtet, dass unsere soziale Struktur radikal umgestaltet – wie der Krefelder Beuys es in einem Gespräch mit Kiefer, Cucchi und Kounellis herbeigewünscht hatte?
Im Falle von Heidtmanns und Reichs Neukontextualisierung gerät das Gerüst allerdings als Sinnbild eines blockierten Prozesses, einer Notlösung mit absurdem Charakter. In den Innenraum der Pförtnerloge transferiert, irritiert das Objekt nur noch. Es ist nicht klar, wann und ob überhaupt etwas geschehen soll. Eine gespannte, aber dennoch abwartende Haltung bestimmt den Raum. Auf der anderen Seite bildet das Gerüst eine Raumskulptur, es bildet einen Raum, ist eine raumumspannende, von außen betrachtet fast raumfüllende Installation, mit einer unverwechselbaren Natur und eigenen Wirkung.
Es handelt sich also um eine Arbeit mit einem sowohl ästhetischen als auch ethischen Impetus. Und die Ethik, die Claudia Reich und Brigitta Heidtmann damit zu Tage legen lautet: ‚Wir sind Künstlerinnen, wir reparieren nicht, was andere kaputt gemacht haben und wir übernehmen nicht die Verantwortung für allgemeine Probleme in der Gesellschaft. Aber mit einer starken Metapher zeigen wir, dass es immer eine Lösung gibt, dass man kreativ mit einer eingefahrenen Situation arbeiten und, jenseits des Stillstandes und der Resignation, etwas positives für sich und für die Gemeinschaft realisieren kann. Wenn das Baugerüst nicht verschwindet, arbeiten wir damit, spielen wir damit und machen es zu unserem Freund…“

Zu den Künstlerinnen
Brigitta Heidtmanns lebt und arbeitet in Krefeld. Sie ist ausgebildete Keramikerin und studierte Produktdesign an der FH-Niederrhein/Krefeld. Von Linie und Fläche ausgehend, hat sich Heidtmanns Arbeitsweise mit den Jahren immer mehr in den Raum hinein entwickelt.
Claudia Reich studierte Textildesign und Malerei an der HOGESCHOOL v.d.K. Utrecht Niederlande. Reichs Arbeitsschwerpunkt liegt im Erforschen unserer Lebensräume. Dies sind sowohl reale als auch unsere sozialen Lebensräume, die durch Gemeinschaften oder sozialen Bindungen gebildet werden.
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